Arbeitsteilung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Veränderungen, die sich in den letzten drei Jahrzehnten in der innerfamilialen Arbeitsteilung vollzogen haben, können etwas überspitzt mit Ulrich Becks Zitat „Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre“ (Beck 1986) umschrieben werden. Während sich also die Idee von und der Wunsch nach einer gleichberechtigten Aufteilung von Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung in den Köpfen der Menschen weit verbreitet haben, findet ein Wandel hin zu den „Neuen Vätern“ eher langsam statt. Empirische Studien machen deutlich, dass auch 2017 die Frau den Großteil der häuslichen Pflichten sowie der Tätigkeiten rund um die Betreuung, Pflege und Versorgung der Kinder übernimmt, während ihr Mann das finanzielle Auskommen der Familie durch eine Vollzeit-Erwerbstätigkeit sichert. Gerade mit dem Übergang zur Elternschaft findet in vielen – selbst in hoch gebildeten – Partnerschaften ein Traditionalisierungsprozess der Arbeitsteilung statt, indem die Frau nach der Geburt des Kindes aus dem Arbeitsmarkt aussteigt oder ihren Erwerbsumfang stark reduziert, um sich der Familienarbeit zu widmen. Der Mann behält dagegen auch nach der Geburt seine Vollzeit-Erwerbstätigkeit bei. Diese traditionellen Arrangements werden erst mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes aufgebrochen und durch etwas egalitärere Erwerbsmodelle ersetzt. Überraschenderweise finden diese geschlechtsrollenspezifischen Arbeitsteilungsmodelle auch in jenen Paaren Anwendung, in welchen eine höher gebildete bzw. besser verdienende Frau eigentlich aus rational-ökonomischen Gründen die Hauptverdienerin sein müsste Dies weist auf die Wirksamkeit sozialer Normen und Geschlechtsrollenerwartungen in Deutschland hin.

Literatur:
Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt/M.